Die Weinpressen (Linoi) und das Polymnio
Die Weinpressen auf Samos befanden sich größtenteils in Familienbesitz und wurden in den Weinbergen gebaut. Ab dem 19. Jahrhundert wurden sie von Hand aus Steinen der Region und Schlamm errichtet, meist im Erdgeschoss der Hütten, die in jedem Weinberg von Samos vorhanden waren. Es handelte sich dabei um Tanks, in denen die Trauben nach der Ernte gesammelt wurden. Dort wurden sie von Familienangehörigen und Arbeitern barfuß gestampft, wobei der Most in dem „Polymni“ („Hypolinion“) gesammelt wurde.
In der Antike wurde das Stampfen der Trauben in einer Weinpresse „linovato“ und die Stampfer „Linovatai“ genannt. Aus Darstellungen auf Tonvasen geht hervor, dass den „Linovatai“ das Pressen der Trauben dadurch erleichtert wurde, dass sie sich auf einen Stock stützten oder sich an einem über ihnen hängenden Seil festhielten.
Die Weinpresse oder Linos ist ein fester Tank aus Mauerwerk oder ein tragbarer Holztank bzw. Zisterne, die mit Sandmörtel verputzt ist (es wurden gemahlene Ziegel, Sand und Kalk zu einer Masse vermischt, um damit die Seiten und den Boden auf der Innenseite der Weinpresse zu verputzen und wasserdicht zu machen), zum Stampfen der Trauben mit nackten Füßen und Auspressen des Mosts. Die feste Weinpresse war aus Stein oder Mauerwerk und hatte eine rechteckige oder quadratische Form. Sie wurde in den Boden eingebaut, meist in rechteckiger oder quadratischer Form, mit einer Höhe von etwa einem Meter. Sie hatte einen schrägen Boden mit einer Öffnung, damit der Most leicht abfließen konnte. Der Most floss in das Polymnio, das wie ein kleiner, in die Erde gegrabener Brunnen mit einer Porzellan-Beschichtung aussah. Anschließend wurde der Most mit den „Dermatia“ (Lederbeutel) zu den Häusern transportiert.
Die Ernte begann bereits bei Tagesanbruch. Die Trauben wurden am Nachmittag gestampft und der Most wurde am nächsten Morgen in den „Dermatia“, die auf die von den Tiertreibern angetriebenen Lasttiere geladen wurden, zu den Tavernen gebracht. Wer keine Presse besaß, konnte diese seiner Nachbarn oder Verwandten nutzen.
Nach der Gründung der Genossenschaft im Jahr 1934 wurden die Pressen nach und nach aufgegeben.
Heute findet man sie in einigen wenigen Hütten in Familienbesitz an verschiedenen Orten. Sie wurden in Manolates, Vourliotes und Ampelos entdeckt. Es gibt Exemplare aus der Antike bis in die Neuzeit und einige von ihnen haben zwei Zimmer, mit einem Raum zum Pressen der Trauben und einem anderen, dem Hypolinion, mit einer Vorrichtung zum Abfließen des Mosts.
In einigen Fällen wurden Bauernhäuser in der Nähe von Weinpressen entdeckt, was archäologisch und anthropologisch darauf hindeutet, dass die Familien während der Erntezeit in die Weinberge zogen, um direkt am Ort der Weinherstellung zu sein.